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Geschichte Nr 7

 

Stadt, Land, Meer

 

Es macht in der aktuellen Krise des #bleibensiedaheim einen Unterschied, ob wir in einer Großstadt oder auf dem Land leben.

 

Ich habe aus beruflichen Gründen über zehn Jahre in Düsseldorf gelebt. In einer ruhigen Gegend in Rheinnähe. In einer gemütlichen Wohnung mit Balkon und weitem Rundumblick. Und in der letzten Zeit stellte ich mir immer mal wieder vor, ich hätte die vergangenen sieben Krisenwochen in dieser Stadtwohnung verbringen müssen. So schön sie auch war und so wohl ich mich seinerzeit auch gefühlt habe.

 

Der Liebe wegen bin ich dann auf's Land gezogen. In den Landkreis Landshut in Niederbayern. Die Liebe fand schnell ein Ende, aber ich blieb. Die 100 qm Wohnung in einem ZFH war eigentlich viel zu groß für mich alleine, aber das Haus besaß einen Garten so groß wie ein halbes Fußballfeld. Da die Eigentümer, ein Ehepaar im Ruhestand, sich im Sommer meistens am "Biertisch" vor dem Haus aufhielten, hatte ich das weite Grün ganz für mich alleine. Die Stadt war ca. 6 km entfernt, und die langen Spazierwege entlang der nahen Isar waren "Natur pur".

 

Ich machte mich selbständig, arbeitete im Homeoffice, wurde in der Nachbarschaft sehr freundlich aufgenommen und fand Freunde in München, wo ich oft das Wochenende verbrachte. Eine Prise Großstadt-Flair zu schnuppern und dann wieder heim auf's Land.

 

Bis mir die Winter in Bayern zu lang wurden und ich dem Ruf der Sonne folgte. Aus regelmäßigen Urlaubsaufenthalten im Süden Portugals entstand die Idee, ob es nicht eine Option wäre, meinen Jugendtraum von einem Leben im Süden zu verwirklichen. Die Umstände gestalteten sich derart günstig, dass ich wusste: "Wenn du es jetzt nicht tust, wirst du es ein Leben lang bereuen." Jetzt oder nie.

 

Und nun lebe ich seit knapp zehn Jahren in einem kleinen Ferienort an der Algarve, der auch "the English village" genannt wird. Die Briten stellen noch immer die Mehrheit der Urlauber und der Ferienhausbesitzer. Aber andere Länder ziehen nach.

 

In der Wintersaison stehen geschätzt 80 % der Wohnungen und Häuser leer und entsprechend ruhig ist es aktuell bei uns.

 

Und ich denke oft, wir hätten uns keinen besseren Ort aussuchen können, um die Zeit der momentanen Krise zu verbringen. Wenn der Himmel blau ist und die Sonne scheint, allenthalben blühen die Frühlingsblumen, alles in der üppigen Pracht des Südens, das Meer ist nur einen Katzensprung entfernt. Auch wenn der Zugang zum Strand aktuell untersagt ist. Was mir sehr leid tut u. a. auch für die Surfer, die hier zum fast alltäglichen Strandbild gehören.

 

Wir haben Glück, dass die Strandpromenade noch frei zugänglich ist. Drei Supermärkte, Apotheke, Post sind vorhanden und geöffnet. Der Bus in die nächst größere Stadt fährt noch, aber meistens ist der Fahrer der einzige Passagier.

 

Alles in allem fühlen wir uns sehr wohl und gut aufgehoben. Und hoffen, wie so viele andere auch, dass wir ab Anfang Mai wieder den Weg zurück in die Normalität unseres gewohnten Alltags gehen können.

 

Stadt, Land, Meer - wir sind angekommen!  

 

© Solandra